Wie ging Ricciardo am Start in Führung?

Daniel Ricciardo startete in China überraschend vom zweiten Platz und lag - noch überraschender - nach der ersten Kurve sogar in Führung. Der Red-Bull-Pilot kam beim Erlöschen der Ampeln besser als der von Pole startende Nico Rosberg weg und setzte sich vor dem Mercedes-Piloten an die Spitze des Feldes. "Der Start hätte besser sein können", gab Rosberg nach dem Rennen zu.

Wieso berührten sich die Ferrari am Start?

Kimi Räikkönen verlor seinen Frontflügel, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen verlor seinen Frontflügel, Foto: Sutton

Schock für alle Anhänger der Scuderia Ferrari gleich am Start des China GP: Sebastian Vettel schießt Teamkollege Kimi Räikkönen ab! Verantwortlich dafür aus Sicht des Deutschen: Ein "selbstmörderischer Torpedo" namens Daniil Kvyat. Was passiert war? Der Red Bull hatte von P6 einen starken Start erwischt, Vettel war von P4 nur suboptimal weggekommen. In der Schneckenkurve versuchte Kvyat daher innen in die Lücke zu stechen. Für Vettel übertrieben aggressiv. Der Deutsche sah sich genötigt, nach außen auszuweichen.

Doch dort fuhr gerade unglücklicherweise Räikkönen - teaminterne Kollision. Das Schlimmste, was passieren konnte, wie Sandwich-Seb später gestand. Vettel verlor durch den Zwischenfall mehrere Positionen, Räikkönen fiel mit abgerissenem Frontflügel und Plattfuß ganz ans Ende des Feldes zurück. Für seine harte Kvyat-Kritik erntete Vettel unterdessen seinerseits Kritik - selbst vom eigenen Teamchef:

Was passierte mit Hamilton am Start?

Im Gegensatz zu den ersten beiden Saisonrennen erwischte Lewis Hamilton einen guten Start und konnte aus der letzten Reihe mehrere Positionen gutmachen. In der ersten Kurve kollidierte der Brite dann jedoch mit Felipe Nasr, was eine Folge der Kollision der beiden Ferrari-Piloten an der Spitze des Feldes war. Hamilton verlor beim Zusammenstoß seinen Frontflügel, der unter den Wagen geriert, und musste einen frühen Not-Stopp einlegen.

Auch Hamilton war ein Opfer des Starts, Foto: Sutton
Auch Hamilton war ein Opfer des Starts, Foto: Sutton

Wieso hatte Ricciardo einen Reifenschaden?

Daniel Ricciardos Führung war nur von kurzer Dauer. In der zweiten Runde erlitt der Red-Bull-Pilot einen Reifenschaden, der von denen vielen Teilen, die nach den Kollisionen der Startphase auf der Strecke lagen, herrührten. "Der Reifenschaden machte sich auf der langen Geraden bemerkbar, als ich spürte, dass das Auto zu eiern begann, und dann war der Reifen kaputt", schilderte Ricciardo, der daraufhin die Boxen anlaufen musste, den Hergang.

Gab es eine Verbindung zwischen all den Reifenschäden am Wochenende?

Das China-Wochenende war von mehreren Reifenschäden an der Hinterachse geprägt, für die allerdings nicht Pirelli verantwortlich zeichnete. Ausschlaggebend für die geplatzten Pneus waren auf der Strecke liegende Teile, wie im Falle von Daniel Ricciardo im Rennen, sowie ein fehlerhaftes Setup an Felipe Massa Williams-Boliden im Training. Der Brasilianer erlitt am Freitag gleich zwei Platten links hinten, die durch ein Schleifen des Reifens an der Bremsbelüftung hervorgerufen wurden. Bei Kevin Magnussen war hingegen - ebenfalls im Training - ein Aufhängungsschaden verantwortlich.

Bei Daniel Ricciardo platzte der Hinterreifen, Foto: Sutton
Bei Daniel Ricciardo platzte der Hinterreifen, Foto: Sutton

Wieso durfte Vettel in der Box überholen?

Nico Hülkenberg bog direkt hinter seinem Force-India-Teamkollegen Sergio Perez in die Boxengasse ab. Um beim eigentlichen Boxenstopp nicht allzu lange hinter dem Mexikaner warten zu müssen, versuchte er bei der Einfahrt einen Abstand zwischen sich und den Teamkollegen zu bringen. Dabei ließ er es, zumindest für Sebastian Vettels Geschmack, allerdings etwas zu gemütlich angehen.

Vettel scherte aus und überholte sowohl ihn als auch den hinter Hülkenberg klemmenden Carlos Sainz in der Boxeneinfahrt. Obwohl das Safety Car zu diesem Zeitpunkt auf der Strecke war, verstieß Vettel dabei nicht gegen das Reglement. "Wir dürfen in der Boxeneinfahrt racen. Es schien, dass ich der einzige war, der das wusste, was gut für mich war", grinste Vettel über die gelungene Aktion.

Warum wurde Hülkenberg bestraft?

Vettel drängelte sich vor seinem Stopp an Hülkenberg und Sainz vorbei, Foto: Sutton
Vettel drängelte sich vor seinem Stopp an Hülkenberg und Sainz vorbei, Foto: Sutton

Mit seiner Schleich-Aktion in der Boxengasse verstieß Nico Hülkenberg gegen Artikel 27.5 des Sportlichen Reglements, der besagt, dass ein Fahrzeug zu keiner Zeit unnötig langsam oder unberechenbar, oder in einer für andere Fahrer oder Personen potentiell gefährlichen Art und Weise bewegt werden darf. Folgerichtig wurde der Force-India-Pilot von den Stewards mit einer Zeitstrafe von fünf Sekunden belegt.

Wieso machte Hamilton so viele Stopps?

Lewis Hamilton lief nicht weniger als fünf Mal die Boxen an. Nach der Startkollision holte sich der Mercedes-Pilot einen neuen Frontflügel ab, zudem stoppte er während der Safety-Car-Phase gleich zwei Mal und fuhr für eine Runde die superweichen Pneus, um für den weiteren Rennverlauf freie Reifenwahl zu haben. Weitere, diesmal jedoch reguläre, Stopps folgten in den Runden 21 und 30.

Lewis Hamiltons Boxenstopps beim China GP

StoppRundeReifen
11Soft (neu)
25Supersoft (neu)
36Soft (neu)
421Soft (gebraucht)
530Medium (neu)

Was machte Red Bull so stark?

Red Bull ist auferstanden. Haben es manche Beobachter in Australien noch auf die außergewöhnlichen Streckenbedingungen geschoben, zeigt der China GP: Red Bull ist zurück im Konzert der ganz Großen in der Formel 1. Auch auf dem viel klassischeren Shanghai International Circuit mischten Daniil Kvyat und Daniel Ricciardo nämlich ganz weit vorne mit. Sogar noch besser als zuvor: Viel fehlte nicht auf Ferrari und Mercedes, die Bullen kämpften fast auf Augenhöhe.

Daniil Kvyat wurde Dritter, Foto: Sutton
Daniil Kvyat wurde Dritter, Foto: Sutton

Doch warum dieser plötzliche, ganz extreme Aufschwung? Ganz einfach: Die kurvenreiche Strecke liegt dem extrem starken Chassis - laut Eigenaussage rangiert der RB12 hier mindestens auf Mercedes-Niveau - ausgesprochen gut. Wenngleich die Verantwortlichen nach dem Rennen das genaue Gegenteil verbalisierten - um die Leistung nur noch positiver wirken zu lassen ...?

Wie kamen Räikkönen & Hamilton wieder nach vorne?

Weltmeisterliches Comeback der beiden (Ex-)-Champions in China. Während Kimi Räikkönen durch abermaliges Pech am Start (siehe oben) das Feld mal wieder von hinten aufrollen musste, war das für Lewis Hamilton schon vor dem Start programmiert. Wegen eines Defekts im Qualifying startete der Brite vom letzten Platz. Dann gab es auch noch Ärger in Kurve eins und unzählige Stopps in der Safety Car Phase (siehe oben).

Doch die Rückkehr des finnisch-britischen Jäger-Duos konnte sich sehen lassen. Räikkönen kämpfte sich bis auf Platz fünf nach vorne, Hamilton immerhin noch bis auf Rang sieben. Dabei lag der Brite zunächst die meiste Zeit vor dem Iceman. Hintergrund ist eine unterschiedliche Strategie: Während Hamilton auf Soft - Soft - Medium setzte wählte Räikkönen Soft - Medium - Soft. Das brachte dem Finnen am Ende des Rennens den entscheidenden Vorteil, als er in seinem Finalstint auf der Strecke binnen weniger Runden einen Force India, beide Williams und auch Hamilton selbst stehen ließ.

Was war das Besondere am China GP?

Schon lange nicht mehr flogen so viele Carbon-Teile wie beim China GP. Aufgrund der zahlreichen Kollisionen und Zusammenstöße war kaum ein Wagen beim Fallen der Zielflagge noch vollständig. Trotzdem gab es einen keinen Ausfall zu verzeichnen, was dem Rennen durchaus eine historische Dimension verlieh, denn erst zum sechsten Mal in der langen Geschichte der Formel 1 war es der Fall, dass alle gestarteten Piloten auch in die Wertung kamen.